N°031 - Haus Hintermarchlenstrasse

Ort

Lufingen

Bauherrschaft

Familie Sollberger

Auftragsart

Direktauftrag

Programm

4.5-Zimmer-Wohnhaus als Ersatzneubau anstelle eines traditionellen Holzschopfs.

Zeitraum

2012 - 2015

Ausmass

keine Angaben

Kosten

keine Angaben

Projektteam

RWPA : Rohrbach Wehrli Pellegrino | Bona Fischer Bauingenieure | Baltensperger Holzbau | aundb Bauphysik

ALTE VOLUMETRIE NEU GEPRÄGT

Prolog - Der Schweizerische Heimatschutz erörtert in seinem Positionspapier 'Verdichten braucht Qualität' seine Vorstellungen einer qualitätsvollen Verdichtung von Kernzonen: identitätsbildende Elemente sichern, passende Nutzungen ansiedeln, Freiräume erhalten oder schaffen, gute Architektur einfordern und die Unverwechselbarkeit des Ortes stärken.

Am südlichen Rand des Weilers Hintermarchlen der Gemeinde Lufingen liegt direkt am Knoten der beiden Erschliessungsstrassen der Ersatzneubau für einen ehemaligen Schopf. Als prägender und von weither sichtbarer Orientierungspunkt trug das bäuerliche Lagergebäude wesentlich zur Identifikation und zum ortstypischen Erscheinungsbild der Kleinsiedlung bei.

Der aus Sandsteinen gemauerte Sockel umschloss auf der östlichen Seite einen Kellerraum mit Naturboden und gewölbter Decke. Auf diesem befand sich ein Riegelbau mit ausgemauerten, verputzten Füllungen. In der westseitigen Verlängerung schloss eine mit Bretterschalung verkleidete Fassade an. Das ganze Haus wurde durch ein Ziegeldach gedeckt. Die Dachform wurde bei einer Sanierung auf der Ostseite ohne ursprünglichen Aufschiebling, wie westseitig noch ersichtlich, ausgeführt. Ein statisches Gutachten zeigte, dass sich die Tragstruktur in einem sehr schlechten Zustand befand, so dass die Weiterverwendung der vorhandenen Bauteile ausgeschlossen wurde.

Das neue Haus übernimmt die Volumetrie und das Gebäudeprofil eins-zu-eins von seinem Vorgänger. Neu hingegen ist das Programm. Der ehemalige Schopf wird zum 4.5-Zimmer-Wohnhaus auf drei Geschossen. Im mittleren Geschoss wird das Haus, wie im Weiler üblich, direkt von der Strasse her erschlossen. Das Wohngeschoss mit offen gehaltenem Grundriss wird über ein breites, auf die ganze Treppenlänge ausgebildetes Treppenauge mit dem Zimmer- respektive Galeriegeschoss visuell verbunden. Ziel war, das kleine Haus möglichst grosszügig wirken zu lassen. Hierfür dienen sollen auch die präzis gesetzten Fenster in Fassaden und Dach. Die Anzahl der Öffnungen wurde vom Altbau übernommen, jedoch werden diese nicht durch die Riegelstruktur definiert, sondern jeweils ins freie Feld in Bezug zur Holzkonstruktion gesetzt. Das Bild zwischen Massivbau mit Lochfenstern und Fachwerkhaus, reflektiert sowohl die alte Erscheinung als auch den neuen Inhalt. Ebenso finden sich in Anlehnung an das Ursprüngliche im und am neuen Haus diverse Materialien und Konstruktionen von früher: Tonziegel mit Ziegelleiste, Holz in unterschiedlichster Verarbeitung und Behandlung, Verputzflächen als Füllungen und Sichtbeton mit OSB-Schalungsbild als Referenz zum Sandsteinsockel.

Epilog - Das Haus Sollberger ist das volumetrische Abbild von früher neu geprägt: identitätsbildende Elemente wurden gesichert, eine passende Nutzung angesiedelt, Freiräume erhalten und belebt sowie die Unverwechselbarkeit des Ortes gestärkt.

Fotos: Lucas Peters